Princeton-Professor Markus Brunnermeier geehrt

Am gestrigen Abend konnte die Ludwig-Erhard-Stiftung den diesjährigen Preis für Wirtschaftspublizistik vor zahlreichen Gästen in Berlin verleihen. Unsere von Ludwig Erhard selbst gegründete und in den ersten zehn Jahren ihres Bestehens von ihm geprägte Stiftung verleiht den Preis seit 1977 und fast alle großen Namen der Sozialen Marktwirtschaft, beginnend mit Alfred Müller-Armack über Otmar Issing und Jens Weidmann bis zu Hans-Werner Sinn, stehen neben Unternehmern und Politikern in der eindrucksvollen Liste. Darüber hinaus wurden auch in diesem Jahr Förderpreise an junge Journalisten vergeben, die sich mit der Vermittlung der Leitgedanken einer freiheitlichen Wirtschaftsordnung beschäftigen.

Ordnungen der Freiheit sind nicht selbstverständlich

Denn darum geht es uns. Wir erleben ja gerade, dass Ordnungen der Freiheit nicht selbstverständlich fortbestehen. Sie werden immer wieder attackiert, sei es von außen, wie es uns Putin und die iranischen Mullahs gerade demonstrieren, aber auch von innen. Freiheit ist mit Leistungsbereitschaft und Risiko verbunden, die Soziale Marktwirtschaft schafft Wohlstand, aber sie braucht Unterstützer, die immer wieder gegen vermeintlich bequeme Staatsbevormundung und mangelnde Erneuerungsbereitschaft ankämpfen. Hier sehen die Mitglieder der Ludwig-Erhard-Stiftung ihre Aufgabe, hier ist auch der Grund für den jährlichen Preis, mit dem wir starke Stimmen für die Soziale Marktwirtschaft herausheben wollen.

Mit dem an der renommierten Universität Princeton in den USA lehrenden deutschen Ökonomen Markus Brunnermeier erhielt die Auszeichnung einer der spannendsten und am meisten zitierten deutschsprachigen Ökonomen. Aktuell ist er als Präsident der American Finance Association die Stimme der amerikanischen Finanzmarktökonomik. Die Verbindung zur Heimat hat er nie abgebrochen, er ist regelmäßig in Deutschland in akademischen und politikberatenden Themen zu Gast; auch ist er ein gern gesehener Interviewpartner deutscher Medien.

Brillanter Theoretiker und leidenschaftlicher Kommunikator

Die Auszeichnung hat gleich mehrere gute Gründe. Markus Brunnermeier ist ein überzeugter Marktwirtschaftler und verbindet auf einmalige Art drei Eigenschaften: die Brillanz eines Theoretikers, den polit-ökonomischen Blick eines Ordnungsökonomen und die Leidenschaft des Wissenschaftskommunikators.

Blickt man auf seine theoretischen Beiträge, so fällt es schwer, eine einzige umfassende Klammer zu finden, denn dazu hat er auf zu zahlreichen Gebieten Fundamentales geleistet. Auch wenn es jetzt sehr theoretisch wird, soll es kurz erwähnt werden. Es geht um die (Un-)Ordnung der Finanzmärkte in ihren Bezügen zur Realwirtschaft, um die Blasenbildung auf den Finanzmärkten und die daraus resultierenden Krisenarten, um die Einbettung dieser Phänomene in den Kontext der Fiskal- und Geldpolitik, um Innovationen im Finanzsystem und vieles mehr. Diese zum Teil höchst abstrakten Beiträge publiziert er nicht bloß in den besten Fachzeitschriften, er trägt sie auch an den prominentesten Orten weltweit vor – ob beim jährlichen Gipfel der Notenbank-Präsidenten der Welt in Jackson Hole oder vor den Gremien des US-Parlaments in Washington.

Blickt man in seine beiden Bücher, mit denen er in den letzten Jahren weltweit Aufsehen erregte – „Euro: Der Kampf der Wirtschaftskulturen“ (2018, gemeinsam mit dem früheren Träger des Ludwig-Erhard-Preises, Harold James, und Jean-Pierre Landau) und „Die resiliente Gesellschaft“ (2021), so erlebt man einen Denker, der sich – in bester ordnungsökonomischer Tradition – sehr wohl der Wechselbeziehungen zwischen der Wirtschaftsordnung einerseits und den übrigen gesellschaftlichen und vor allem sozialen Herausforderungen andererseits bewusst ist und dazu forscht. Man merkt beiden Büchern an, dass der Ordnungsökonom Brunnermeier eben auch polit-ökonomisch denkt und dringend nach wirtschaftspolitischen Lösungen für die Widerstandsfähigkeit freiheitlicher Marktwirtschaften und Demokratien sucht.

An die ökonomischen Laien in der Welt: „Markus Academy“

Der Ludwig-Erhard-Preis ist ein Preis für Wirtschaftspublizistik. Bereits die brillanten theoretischen Papiere und die mit verschiedenen Preisen ausgezeichneten Bücher würden die Verleihung dieses Preises rechtfertigen. Der Wissenschaftskommunikator Brunnermeier hat aber darüber hinaus seit den Anfängen der Pandemie etwas geschaffen, was Wirtschaftspublizistik pur ist: die „Markus’ Academy“, eine regelmäßige Webinar-Reihe, die inzwischen über 100 Folgen aufweist und für jedermann auf YouTube abrufbar ist. Dort lässt Brunnermeier renommierte Ökonomen über die drängendsten Fragen unserer Zeit präsentieren und debattieren – ob über Inflation, die Folgen des russischen Angriffs auf die Ukraine oder die Zukunft der Energieversorgung. Falls das Thema theoretisch ist, macht Brunnermeier eine didaktische Einführung, damit jeder Interessierte den Argumenten folgen kann. Wir sind sehr stolz, dass er zur Entgegennahme des Preises gestern nach Berlin kam und auch heute noch in einer Vorlesungsreihe unseres Berliner Ludwig-Erhard-Forums, die im April mit einer Vorlesung von Bundesfinanzminister Christian Lindner in Princeton eröffnet wurde, über seine Arbeit sprechen wird.

Wie erwähnt, konnten wir gestern Abend auch die Scheinwerfer auf junge Journalisten und Wissenschaftler richten, die sich die Mühe machen, die häufig komplizierten Mechanismen der Marktwirtschaft auch jungen Menschen näherzubringen. So war es für das Auditorium eine große Freude, dem Rechtsreferendar Maximilian Dogs, dem Ökonomen Justus Enninga sowie an das Autorenteam Christoph Böhringer, Katharina Koerth, Rebecca Ricker, Nelly Ritz und Ruben Schaar zu ihrer Auszeichnung zu gratulieren.

Ludwig Erhard: Eigenverantwortung, Selbstbestimmung und Selbstvorsorge

Ludwig Erhard selbst hat die Mission der Vertreter der freiheitlichen Wirtschaftsordnung in einer seiner späten Reden im Jahr 1974 so beschrieben: „Es ist eine törichte Beruhigung, immer wieder zu betonen, dass die Möglichkeit zu privater Initiative heute jedem Bürger gewährleistet sei. Der staatliche Bürokratismus unserer Tage verlangt zwar die Teilnahme der Bevölkerung und kommt dieser Bevölkerung mit Mitspracherechten, mit Demokratisierung, Mitbestimmung und Anhörungen entgegen. Das ist unbestreitbar. Aber zugleich wird im Prozess der zunehmenden Bürokratisierung jene Freiheit eingeschränkt, deren Protagonist ich bin: der Spielraum für die spontane private Betätigung, für die Eigenverantwortung, die Selbstbestimmung und die Selbstvorsorge.“ Da liegt auch der Geist unserer Auszeichnungen.

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