Ludwig Erhard

Kurzbiographie

Ludwig Erhard, als Bundeswirtschaftsminister erfolgreich und populär wie keiner seiner Nachfolger, hat das Bild der Bundesrepublik maßgeblich geprägt, und das durch eine nach heutigem Verständnis ungewöhnliche Laufbahn: 1897 in Fürth geboren, führte sie Erhard aus dem beschaulichen Frankenstädtchen und dem elterlichen Wäschegeschäft an die Spitze der Bundesregierung.

Realschulbesuch und Kaufmannslehre, Fronteinsatz im Ersten Weltkrieg, betriebswirtschaftliches Studium in Nürnberg, im Anschluss volkswirtschaftliche Studien in Frankfurt am Main, wo Erhard 1925 bei Franz Oppenheimer promoviert wurde. Die langjährige Tätigkeit im „Institut für Wirtschaftsbeobachtung der deutschen Fertigware“ an der Handelshochschule Nürnberg und die Gründung des „Instituts für Industrieforschung“ waren weitere Schritte einer wissenschaftlich geprägten Karriere.

Mit der Denkschrift „Kriegsfinanzierung und Schuldenkonsolidierung“, die Ludwig Erhard Anfang 1944 fertigstellte, brachte er Gedanken zu Papier, die für seinen Weg in den Jahren nach 1945 ausschlaggebend waren: Man wurde auch außerhalb der Wissenschaft auf ihn aufmerksam.

Nach kurzem Zwischenspiel als Wirtschaftsminister in Bayern wurde er im Oktober 1947 Leiter der „Sonderstelle Geld und Kredit“ mit der Aufgabe, Überlegungen zu einer Währungsreform anzustellen. Im März 1948 erfolgte seine Wahl zum „Direktor der Verwaltung für Wirtschaft“; damit war er praktisch Wirtschaftsminister der amerikanisch-englischen Bizone. Leitsätzegesetz und Währungsreform im Juni 1948, die Aufhebung der Zwangsbewirtschaftung sowie das damit eingeleitete Ende staatlicher Preissetzung bereiteten den Weg der bundesdeutschen Wirtschaftspolitik im Zeichen der Sozialen Marktwirtschaft.

Als Kandidat der CDU wurde Ludwig Erhard 1949 in Konrad Adenauers erster Bundesregierung Wirtschaftsminister. Er bekleidete dieses Amt 14 Jahre, bevor er 1963 zum Bundeskanzler gewählt wurde.

Solange die Wirtschaft der Bundesrepublik florierte, fand Ludwig Erhards Motto „Wohlstand für Alle“ – so auch der Titel seines 1957 erschienenen Buches – große, auch wählerwirksame Aufmerksamkeit. Als das „Wirtschaftswunder“ jedoch nachließ und der Bundeskanzler den wachsenden Sozialstaat an neue Entwicklungen anzupassen plante, kam das politische Aus. Mit seiner 1967 ins Leben gerufenen Stiftung versuchte Ludwig Erhard, seine Prinzipien in Wirtschaft und Gesellschaft dauerhaft zu verankern. Bis zu seinem Tod 1977 blieb Ludwig Erhard Abgeordneter des Deutschen Bundestages.

Ludwig Erhard (1897–1977), Eine Biographie, von Karl Hohmann: als PDF herunterladen

BIOGRAFISCHER ABRISS
4. Februar 1897 geboren in Fürth (Bayern)
1913 kaufmännische Lehre
1916 – 1918 Soldat im Ersten Weltkrieg; Verwundung
1919 Studium der Wirtschaftswissenschaften und der Soziologie an der Handelshochschule Nürnberg (Diplom-Kaufmann) und der Universität Frankfurt am Main
1925 Promotion zum Dr. rer. pol. bei Franz Oppenheimer an der Universität Frankfurt am Main
1928 wissenschaftlicher Assistent, später stellvertretender Leiter des Instituts für Wirtschaftsbeobachtung in Nürnberg
1942 Leiter des Instituts für Industrieforschung in Nürnberg
Oktober 1945 - Dezember 1946 Staatsminister für Wirtschaft in Bayern
Oktober 1947 Vorsitzender der "Sonderstelle Geld und Kredit" in Bad Homburg; Vorbereitung der Währungsreform
 November 1947 Honorarprofessor der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität München
2. März 1948 Direktor der "Verwaltung für Wirtschaft des Vereinigten Wirtschaftsgebietes" in Frankfurt am Main
20./21. Juni 1948 Währungs- und Wirtschaftsreform
14. August 1949 Wahl zum Abgeordneten des 1. Deutschen Bundestages (CDU, Wahlkreis Ulm)
1949 - 1963 Bundesminister für Wirtschaft
Januar 1950 Honorarprofessor der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bonn
1950 - 1963 Mitglied des Ministerrates der Montanunion
1952 - 1963 Deutscher Gouverneur der Weltbank
1957 - 1963
Stellvertreter des Bundeskanzlers
Oktober 1963 Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland
1. Dezember 1966 Rücktritt vom Amt des Bundeskanzlers
19. April 1967 Gründung der Ludwig-Erhard-Stiftung e.V., Bonn
5. Mai 1977 gestorben in Bonn, beigesetzt auf dem Bergfriedhof in Gmund am Tegernsee