Die Gedanken Erhards in Berlin vernehmbar machen

Die Ludwig-Erhard-Stiftung hat ab Anfang September neben ihrem Sitz in Bonn auch ein Standbein in Berlin. Das Ludwig-Erhard-Forum für Wirtschaft und Gesellschaft soll die Gedanken Ludwig Erhards und deren Übertragung auf moderne Herausforderungen direkt in der Bundeshauptstadt vermitteln.

Das Forum leitet Prof. Dr. Stefan Kolev, Westsächsische Hochschule Zwickau. Er gehört zu den namhaften ordnungspolitisch orientierten Wissenschaftlern mit zahlreichen wissenschaftlichen Veröffentlichungen und regelmäßigen Auftritten in überregionalen Medien. Weitere wissenschaftliche Mitarbeiter, Stipendiaten und Doktoranden werden das Berliner Team ergänzen.

Die Ludwig-Erhard-Stiftung gibt dem Forum eine umfangreiche Aufgabenstellung an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft:

• Das Forum stellt eine kontinuierliche Beobachtung der volkswirtschaftlich relevanten nationalen und europäischen Gesetzgebung unter den Gesichtspunkten der Ordnungs- politik bereit.
• Das Forum bietet umfassende Analysen der politischen Entwicklungen und des öffent- lichen Diskurses. Es entwickelt auf Basis der wissenschaftlichen Expertise seiner Mit- arbeiter und Berater Positionen zu nationalen und internationalen Themen der wirt- schaftlichen Ordnung und damit zusammenhängenden Einzelfragen.
• Das Forum sieht sich als Plattform des nationalen und internationalen Diskurses zwi- schen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, insbesondere wenn es um Fragen der Ord- nungspolitik, des Wettbewerbs und der Innovation geht. Netzwerke mit vergleichbaren internationalen Forschungsstellen und Thinktanks sollen geschaffen werden.
• Im Rahmen dieser Arbeiten gibt das Forum periodische Schriften heraus, veröffentlicht Monographien, veranstaltet Workshops und Konferenzen.

Das Forum wird auf die langjährige Erfahrung, das umfangreiche Archiv und das Netzwerk der weiterhin in Bonn angesiedelten Ludwig-Erhard-Stiftung zurückgreifen können.

„Die Einrichtung des Forums gründet sich auf die Überzeugung, dass Deutschland die Stimme Ludwig Erhards auch in Zukunft braucht“, meint Roland Koch, Vorsitzender der Ludwig-Erhard-Stiftung. „Mit dem Forum in Berlin wird die Stiftung ihren von Ludwig Erhard selbst gestellten Auftrag noch besser erfüllen können. Wir haben lange über den Schritt nachgedacht und sind davon überzeugt: Mit dem historischen Platz in Bonn und der Präsenz in der Hauptstadt sind wir optimal aufgestellt, um wirksame Beiträge zur Zukunftsfähigkeit unseres Landes leisten zu können.“

Der künftige Leiter des Forums, Prof. Kolev, der in den kommenden Monaten noch einen Forschungsaufenthalt an der Princeton University (USA) abschließen wird, empfindet die Berufung als „Ehre und Herausforderung“. Die Soziale Marktwirtschaft sei aus seiner Sicht das immer noch unterschätzte Modell für eine freie und sozial geeinte Gesellschaft, das durch die zunehmenden Turbulenzen in den westlichen Demokratien eine neue Aktualität erhalte: „In der Tradition Erhards soll das Forum eine neue Ordnungsökonomik für unsere Zeit ausformulieren und kommunizieren. Leitfragen werden sein: Wie ist die zunehmende nationale und internationale Unordnung in Wirtschaft und Gesellschaft zu erklären? Und wie können die westlichen Demokratien stabilisiert werden, indem sie wirtschaftlich weniger antikapitalistisch und gesellschaftlich weniger antagonistisch werden?“

Die Gründung des Forums soll auch durch eine Anschubfinanzierung des Bundes möglich werden. Langfristig strebt die Stiftung eine Finanzierung aus privaten Mitteln an.

Altbundeskanzler Ludwig Erhard gründete 1967 die Ludwig-Erhard-Stiftung und gab ihr die Aufgabe, für freiheitliche Grundsätze in Wirtschaft und Politik einzutreten und das Bewusstsein für die Soziale Marktwirtschaft wachzuhalten und zu stärken. Die Stiftung ist von Parteien und Verbänden unabhängig und als gemeinnützig anerkannt. Sie tritt politischem Opportunismus und Konformismus mit einem klaren Leitbild entgegen: Freiheit und Verantwortung als Fundament einer Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung für den mündigen Bürger.