Was ist eigentlich gutes Krisenmanagement? Selbstverständlich gehören dazu die tägliche Beherrschung der „Lage“ und die schnelle Bereitstellung nötiger Ressourcen. Das scheint schwierig genug zu sein. Krisenmanagement ist aber auch Zukunftsmanagement. In einer länger anhaltenden Krise sollten sich die verantwortlichen obersten Führungskräfte immer zwingen, 50 Prozent ihrer Energie auf die Bewältigung der Krise und 50 Prozent auf die Entwicklung der Zeit nach der Krise zu verteilen.

Schon heute können wir die Forderungen hören, das Gesundheitssystem besser auszustatten und die Pflegekräfte besser zu bezahlen. Das darf man nicht überhören. Am Ausgang der Krise stehen aber wirklich fundamentale Fragen. Glauben wir, wie bei Gründung der Bundesrepublik, an die „unsichtbaren“, aber wirksamen Kräfte der Marktwirtschaft, oder verfallen wir dem Traum nach einem „langen Plan“, wie unsere französischen Nachbarn das gerade erwägen? Marktwirtschaftliche Lösungen erfordern ein Loslassen. Sie verlangen von Politikern den Mut, auf konkrete Versprechen und Ergebnisvorhersagen zu verzichten. Marktwirtschaftliche Lösungen erlauben Unternehmen, mit eigenen Ideen auf ihr eigenes Risiko möglichst schnell Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln und zu verkaufen, Arbeitnehmer einzustellen und Geld zu verdienen. Wir müssen neuen Wohlstand zulassen!

Nehmen wir die Arzneimittel. Deutschland galt einmal als die Apotheke der Welt. Jetzt jammern wir über den Mangel pharmazeutischer Fabriken und über die Abhängigkeit von Asien. Jetzt hören wir Rufe nach Importverboten, regionalen Produktionsverpflichtungen und Zwangslizenzierungen.

Aber warum ist die „Apotheke Deutschland“ verschwunden? Erinnern wir uns: Als die Grünen noch „Bilderstürmer“ waren, waren sie es, die nicht einmal eine auf Basis von gentechnisch veränderten stinknormalen Kolibakterien basierende Produktion von Insulin in Deutschland erlauben wollten. Zu dieser Zeit wurden große Teile der pharmazeutischen Forschung aus Deutschland abgezogen. Tierversuche für medizinische Forschung sind in Deutschland fast unmöglich. Also wurde ein großer Teil der pharmakologischen Grundlagenforschung und der anwendungsorientierten Verfahren in andere Teile der Welt verlagert. Im Jahr 2004 wurde mit dem „Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)“ eine Einrichtung geschaffen, die durch enge Nützlichkeitsbewertungen von Arzneimitteln die Zulassung verlangsamen und den Preis drücken sollten. Und jetzt wundern wir uns, dass bei uns keine Medikamente mehr hergestellt werden?

„In Zeiten, in denen nur die Sonne scheint, in denen es eine wahre Lust ist, Unternehmer zu sein, gehört zu dem Bekenntnis der Freiheit wenig Mut und wenig Gesinnung – aber sich auch in der Bedrängung zum Prinzip der Frei­heit und Freizügigkeit zu bekennen, das macht erst die wahre unternehmerische Haltung, die unternehmerische Bewährung aus.“ (Ludwig Erhard, 1957)

Durch das unternehmerische und patriotische Engagement von Persönlichkeiten wie den Gründern und Finanzierern von Curevac oder Biontech wissen wir, dass es immer noch anders geht. Sie können uns sagen, was getan werden muss: schnellere Zulassung neuer Arzneimittel, Wettbewerb statt staatlicher Preise, schnelle Genehmigungsverfahren für Produktionsanlagen, keine unbezahlbare Überwachungsbürokratie und einen attraktiven Kapitalmarkt.

Der Neustart nach der Krise muss den Kräften des Marktes mehr Vertrauen schenken. Diese Kräfte und daraus geschaffene Impfstoffe haben uns gerettet, und wir werden schnell noch mehr dieser befreiten Kräfte brauchen. Für Wachstum und Wohlstand. Dann können wir eine Krise vergessen machen und sind auf alle Eventualitäten der Zukunft besser vorbereitet. Das gehört zu einem guten Krisenmanagement.


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