Mit Alt-Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl verliert die Ludwig-Erhard-Stiftung ihr erstes und langjähriges Ehrenmitglied. Seine Berufung zum Ehrenmitglied im Oktober 1989 wurde wie folgt begründet:

  • Sein entschiedenes Eintreten für die Soziale Marktwirtschaft Ludwig Erhards als Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, als Vorsitzender der CDU und der Fraktion der CDU/CSU des Deutschen Bundestages und als Bundeskanzler.
  • Seine großen Verdienste um die europäische Sache. Unter anderem sah sich der Präsident der EG-Kommission Jaques Delors zu der Feststellung veranlasst, der europäische Einigungsprozess habe während der sechs Monate der letzten deutschen Präsidentschaft unter Bundeskanzler Kohl größere Fortschritte gemacht als in den zehn Jahren zuvor.
  • Seine wirksame Hilfe bei der Konsolidierung der Ludwig-Erhard-Stiftung.

Zu den unbestreitbaren Verdiensten von Helmut Kohl gehört – neben vielen anderen – die wirtschaftspolitische Wende nach seiner Amtsübernahme 1982. Die schnell steigende Staatsverschuldung wurde eingedämmt, die Staatsquote zurückgeführt, die Geldentwertung konnte begrenzt und Deutschland wieder wirtschaftlich auf einen soliden Weg zurückgeführt werden. Die Ludwig-Erhard-Stiftung hat als mahnende Stimme der Marktwirtschaft diese Reformprozesse unterstützt und Tempo sowie Umfang angemahnt.

Aufgabe der Politik ist es, den Spagat zu bewältigen zwischen dem, was politisch, zeitnah und in Wahlkämpfen möglich erscheint, und dem, was als notwendig erkannt wird. So wies Otto Graf Lambsdorff in einer Bundestagsdebatte von 1985 darauf hin, Kohl habe vor Kurzem gesagt, er wolle Wahlen, keinen Erhard-Preis gewinnen. Er, Lambsdorff, lade den Bundeskanzler ein, zu versuchen, beides zu gewinnen: Es würde ganz sicher klappen.

Im Rückblick relativieren sich viele Kritikpunkte, die im Eifer der Tagespolitik genannt werden. Unbestritten hat Bundeskanzler Helmut Kohl die Marktwirtschaft gestärkt, den sozialen Ausgleich gefördert und wirtschaftlich Deutschland aus der Krise und zu neuer Stabilität geführt. Die Wiedervereinigung und die Stärkung der europäischen Gemeinschaft sind untrennbar mit seinem Namen verbunden. An der Einführung des Euro scheiden sich bis heute die Geister. Es war ein mutiger Schritt. Die Aufgabe seiner Nachfolger ist es, die mittlerweile erkennbaren Schwächen entschieden zu überwinden oder das Projekt in stark veränderter Form zum Erfolg zu führen. Politik ist niemals abgeschlossen, sondern ein ständiger Prozess. Bei jedem dieser Schritte aber ist es hilfreich, sich die Frage zu stellen: Was hätte Helmut Kohl dazu gesagt? Seine großen Ziele sind auch unsere.

Die Ludwig-Erhard-Stiftung verneigt sich in Dankbarkeit vor dem großen Deutschen und Europäer.

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