Am 9. Juni 2019 ist Dr. Fritz Ullrich Fack im Alter von 89 Jahren verstorben. Er war von 1976 bis 2002 Mitglied der Jury des Ludwig-Erhard-Preises für Wirtschaftspublizistik, ab 1989 ihr Vorsitzender. Seit 1978 war er Mitglied der Ludwig-Erhard-Stiftung, von 1981 bis 1999 Mitglied im Vorstand. Nur zwei Tage vor seinem Tod wurde er von der Mitgliederversammlung zum Ehrenmitglied der Stiftung ernannt. Lesen Sie einen Nachruf von Dr. Peter Gillies, Mitglied der Jury des Ludwig-Erhard-Preises für Wirtschaftspublizistik.

Frühjahr 1961: Ludwig Erhard, damals Vizekanzler, kämpfte beherzt für eine Aufwertung der D-Mark. Es galt, die deutsche Exportlastigkeit auszubremsen und aufkeimende Inflationsgefahren zu dämpfen. Wütend lief die deutsche Industrie Sturm gegen Erhard und hatte sogar Kanzler Konrad Adenauer auf ihre Seite gezogen.

Aber die Komplizenschaft zwischen Adenauer und den Industrieherren verlor den Kampf gegen die Währungskorrektur. Fritz Ullrich Fack, damals Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ), sowie einige Journalisten, die viel von Marktwirtschaft hielten, hatten diese Kumpanei öffentlich gemacht. Durch die öffentliche Reaktion zuckte Adenauer zurück, und Erhard konnte seine Aufwertung durchziehen.

Fritz Ullrich Fack war nicht nur ein begabter Chronist, sondern auch ein medialer Mittäter, wenn es um ordnungspolitische Prinzipien ging. In der Rückschau scheint es, als sei das deutsche Wirtschaftswunder auf der Basis der Sozialen Marktwirtschaft eine historische Zwangsläufigkeit gewesen.

Das ist falsch. Tatsächlich mangelte es ihr nie an Kritik sowie Gegnern, die Gängelung, Regulierung und Planwirtschaft für überlegen hielten. Ein lockerer Kreis Bonner Journalisten hielt beharrlich und wacker zur Sozialen Marktwirtschaft, wie Erhard sie entworfen und erkämpft hatte. Es war nie einfach, den Antagonismus zwischen einer dynamischen Wirtschaft und dem sozialen Ausgleich einer breiten Öffentlichkeit nahezubringen.

Halb spöttisch, halb ironisch nannten sie sich die „Brigade Erhard“ (ein originelles, aber historisch unpassendes Wortspiel mit der Marine-Brigade Erhardt, einem Freikorps von 1919). Dazu rechneten sich Journalisten wie Kurt Steves („Die Welt“), Fides Krause-Brewer (ZDF), Hans-Henning Zencke mit einem beeindruckenden „Bauchladen“ von Zeitungen, um nur einige zu nennen – und als Nestor Fritz Ullrich Fack.

Mehr als ein Jahrzehnt war er wirtschaftspolitischer Korrespondent am damaligen Regierungssitz Bonn. Helmut Kohl hatte Facks spitzer Feder nicht immer applaudiert, aber ihn bei seiner Verabschiedung als einen scharfsichtigen und glühenden Verfechter der Markwirtschaft gelobt.

Facks Aufstieg in die Herausgeberschaft der FAZ von 1971 bis 1993 war für das Bonner Journalistenkorps zwar ein Verlust, für die ordnungspolitische Durchschlagskraft jedoch ein Gewinn, obwohl er in Frankfurt für die Innenpolitik zuständig war. Sein verlässliches ehrenamtliches Engagement in der Ludwig-Erhard-Stiftung von 1976 bis 2019 hat deren Arbeit mitgeprägt.

Geboren in Leipzig lernte Fack nach dem Abitur zuerst im väterlichen Betrieb. Dann „machte er in den Westen“, studierte an der Deutschen Hochschule für Politik und promovierte über die deutschen Stahlkartelle in der Weltwirtschaftskrise. Mit den Prinzipien von Wettbewerb und Machtmissbrauch sollte er es auch als Journalist zu tun bekommen.

Neben der Marktwirtschaft hat Fritz Ullrich Fack die „deutsche Frage“ bewegt, die nach der Wiedervereinigung vielen als beantwortet gilt. Als FAZ-Herausgeber war er schwerpunktmäßig für die Innenpolitik und die Parteienlandschaft verantwortlich. Beharrlich focht er für die Einheit aller Deutschen. Den publizistischen Gegenwind für diese Prinzipientreue nahm er ungerührt zur Kenntnis. Umso glücklicher war der Journalist, als mit dem Fall der Mauer der Sturz der DDR-Diktatur begann. Das Rätsel der deutschen Befindlichkeit ließ ihn auch nach der Einheit nicht los. Nachdem er aus der FAZ-Führung ausgeschieden war, hielt er bis ins hohe Alter lebhaften Kontakt mit seinen journalistischen Weggefährten.

Ein bedeutender deutscher Journalist hat über Jahrzehnte dieser Republik seine tiefe Spur durch Medien und Politik gezogen. Fritz Ullrich Fack starb am Pfingstsonntag im Alter von 89 Jahren im rheinischen Bad Honnef.

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