Rudolf Stilcken, Mitglied der Ludwig-Erhard-Stiftung, der am 15. Februar 2015 seinen 90. Geburtstag in alter Frische im Kreise seiner Familie und seiner politischen Weggefährten in Hamburg feierte, war, wie man heute sagen würde, der PR-Berater von Ludwig Erhard von 1952 an, mehr noch, er war der Gestalter, Inhaltsgeber, Ideenspender der Öffentlichkeitsarbeit, die unter dem Namen „Die WAAGE“ die Soziale Marktwirtschaft verkündigte, erklärte, popularisierte durch Anzeigen, Plakate, Broschüren oder Direktmails im Rahmen seiner Tätigkeit für Hanns W. Brose, einem alten Bekannten von Ludwig Erhard aus den dreißiger Jahren.

Ludwig Erhard hatte ein besonderes Gespür für die psychologische Komponente der Wirtschaftspolitik, den Umgang mit öffentlichen Stimmungen, das Werben um Vertrauen in seine Kompetenz, Zuverlässigkeit, Glaubwürdigkeit. Sein Spruch „Wirtschaftspolitik ist zur Hälfte Psychologie“ wurde berühmt. All dies in die Tat umzusetzen, publikumswirksam und verständlich, war das Werk von Rudolf Stilcken. Dass dies nach heutigem Sprachgebrauch „nachhaltig“ war, beweist die Fortdauer des Begriffs Soziale Marktwirtschaft ebenso wie die fortdauernde Aktualität Ludwig Erhards, „was würde Ludwig Erhard dazu sagen“, in vielen Publikationen.

„Die WAAGE. Gemeinschaft zur Förderung des sozialen Ausgleichs e.V.“ wurde 1952 von den Unternehmern Alphons Horten (BKU), Franz Greiss (Präsident der IHK Köln) und Fritz Jacobi (Vorstand der Bayer AG Leverkusen) gegründet zur publizistischen Förderung des Konzepts von Ludwig Erhard, der Sozialen Marktwirtschaft. Konzeptionell betreut von der Agentur Hanns W. Brose, durchgeführt von Rudolf Stilcken, laufend bewertet vom Institut für Demoskopie Allensbach, Frau Elisabeth Noelle-Neumann, immer durch private Spenden finanziert, wurde durch großformatige Anzeigen, drei davon hier beispielhaft gezeigt, eine Marke geschaffen, deren textliche Inhalte von Ludwig Erhard stammten, später auch als besonderes Markenzeichen mit der Unterschrift von Ludwig Erhard. „Nur echt mit der Unterschrift des Erfinders Erhard!“ In den Bundestagswahlen 1953, 1957, 1961 haben laut Allensbach diese Kampagnen deutlich zum Ergebnis beigetragen und zunehmend Ludwig Erhard zur zentralen Figur gemacht.

Rudolf Stilcken, in seiner weiteren Karriere, blieb weiterhin in Kontakt mit Ludwig Erhard, bis zum letzten Frühstück an dessen 80. Geburtstag. Auch ich, der Autor dieser Laudatio, habe von der stupenden Kreativität von Rudolf Stilcken profitiert. Ohne seine gestalterische und publizistische Begleitung wäre der 1963 gegründete Wirtschaftsrat der CDU nicht so schnell zu seiner damaligen politischen Wirkmächtigkeit gelangt.

Für all dies sei Rudolf Stilcken zu seinem 90. Geburtstag Dank und Anerkennung ausgesprochen.

Dr. Herbert B. Schmidt ist Mitglied der Ludwig-Erhard-Stiftung.

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