Thomas Mayer, Mitglied der Ludwig-Erhard-Stiftung und Gründungsdirektor des Flossbach von Storch Research Institute, hat ein Buch mit dem Titel „Die neue Ordnung des Geldes“ geschrieben. Der Untertitel lautet: „Warum wir eine Geldreform brauchen“. Nun, der Leser erfährt es: Mayer benennt in Tiefe und umfassend die Geldtheorien und praktischen Erfahrungen in der Historie mit der Organisation des Geldwesens, die vielfach zu Wirtschaftskrisen und gesellschaftlichen Verwerfungen geführt haben. Faszinierend und wohltuend zugleich ist die klare Struktur, die der Autor seinem Text gegeben hat, in dem er die Entwicklungen der Geldordnung nachzeichnet.

Das zeichnet ihn gegenüber anderen Autoren aus: Kein Gedanke bleibt unerklärt, die Formulierungen sind knapp und treffend. Er gibt zahlreiche Verweise auf weitergehende, teils aktuelle Literatur. Man fühlt sich bei der Lektüre wie in einer dieser seltenen Vorlesungen, in denen der Professor souveräne Ruhe ausstrahlt, sich seinen Zuhörern mitteilen und verstanden werden möchte und die Zuhörer keine Scheu haben, Fragen zu stellen. Aber ebenso klar sei gesagt: Es wird wohl ein Graduierten-Kolleg sein, und kein Propädeutikum. Das ist aber nicht Thomas Mayer anzulasten, sondern der Tatsache, dass der Stoff „Geldtheorie“ komplex und oft nur schwer zu greifen ist.

Mag sein, dass die vergangenen und aktuellen Wirtschaftskrisen daher rühren, dass so viele Unberufene über Geld schwadronieren und die Geschicke von Politik und Unternehmen lenken. Wer das Buch liest, merkt jedenfalls, dass Krisen nicht überraschend kommen müssten: Thomas Mayer erläutert die Defekte geldtheoretischer Überlegungen an realen Fehlentwicklungen und zeigt Zusammenhänge und wiederkehrende Muster auf. Eine Seltenheit im Wirrwarr oft interessengeleiteter Halbwahrheiten.

Was die derzeitige Lage im Finanzwesen betrifft, bezieht Thomas Mayer klar Stellung: Die bestehende Passivgeldordnung hält er für gescheitert, weil die Geschäftsbanken im Zusammenspiel mit dem Staat unbegrenzt Geld schaffen können. Die übermächtige Stellung des Staates im Geldwesen führe zu einer entsprechenden Vormachtstellung in der Wirtschaft und im Gemeinwesen. Die Möglichkeit, Schuld mit Geld aus dem Nichts zu finanzieren, lade zu privater und öffentlicher Verschuldung ein. Das führe zur Katastrophe, wenn Geld knapp werde.

Mayer schlägt deshalb die Schaffung von Aktivgeld vor, das den Charakter einer Ware hat, weil es durch Güter oder auch Rohstoffe wie Gold gedeckt ist. Die Dinglichkeit ist aber nicht zwingend. Wesentlich ist, dass sich das Geldangebot nicht elastisch der Nachfrage anpasst. Der unbegrenzten Geldschöpfung durch Kreditgewährung, wie es im derzeitigen Zentralbanksystem mit den Akteuren Staat, Zentralbank, Banken möglich ist, wäre ein Riegel vorgeschoben.

Allerdings macht Thomas Mayer wenig Hoffnung, dass die durch das Passivgeldsystem drohende Gefahr erkannt und ein Wandel eingeleitet wird: Zu groß ist das Interesse der öffentlichen und privaten Schuldner am Fortbestand des aktuellen Systems, die sich so durch staatlich gewollte Inflation entschulden können.

Besprochen wird: Thomas Mayer, Die neue Ordnung des Geldes – Warum wir eine Geldreform brauchen, München 2014, 252 Seiten.

DRUCKEN
DRUCKEN