In zahlreichen Ausgaben von Sonntagszeitungen und Fachinformationen wird in Kürze das Magazin „Wohlstand für Alle“, das die Ludwig-Erhard-Stiftung jährlich herausgibt, beigelegt. Als Leser des wöchentlichen Kommentars haben Sie einen privilegierten Zugriff und die Möglichkeit, das 52 Seiten starke Heft direkt herunterzuladen. Bitte machen Sie davon Gebrauch und leiten Sie es an Kollegen, Freunde und Bekannte weiter. Den gefährlichen Zeiten, in denen wir uns gerade in diesen Tagen und Stunden bewegen, angemessen, haben wir dem Magazin den Titel „Marktwirtschaft kann Krise besser“ gegeben.

Heute ist unübersehbar, dass der globale Wettbewerb der Wirtschafts- systeme wieder voll entbrannt ist, und auch das Erfolgsmodell der Sozialen Marktwirtschaft wird sich in diesem Wettbewerb beweisen müssen. Besorgt sehen wir, dass der staatliche Einfluss auf Wirtschaft und Gesellschaft in vielen Ländern zunimmt. Allen voran in China, das den zwischenzeitlich eingeschlagenen marktwirtschaftlichen Kurs verlassen hat und nun die Wirtschaft wieder autokratisch zu steuern versucht. Fremde Märkte werden aggressiv erobert, der eigene aber wird nach außen abgeschottet und Autonomie angestrebt.

Auch in Demokratien ist Marktwirtschaft nicht selbstverständlich. Die USA haben als weiterer Wirtschaftsraum von geopolitischer Bedeutung das protektionistisch geprägte Programm „America First“ von Donald Trump auch nach dessen Abwahl nicht verlassen und sind als Stimme für einen weltweit freien und fairen Handel kaum noch hörbar. Gerade in dieser Woche wurde der Gedanke eines neuen Anlaufs für ein Transatlantisches Handelsabkommen (Nachfolge von TTIP) klar zurückgewiesen. In der Europäischen Union wie auch in Deutschland selbst erleben wir, dass viele Lebensbereiche durch staatliche Vorgaben so reglementiert werden, dass die Freiheit der Bürger stark beschränkt wird und Marktkräfte zum Erliegen kommen. Der Impuls von Politikern und Bürgern, zur Bewältigung von Krisen den Staat auf den Plan zu rufen und in die vermeintliche Pflicht zu nehmen, ist nicht gefahrlos.

Ich hoffe, mit einigen kurzen Zitaten aus unserem Heft Ihre Neugierde zu wecken und zu zeigen, welche Rolle eine ordnungspolitische Debatte auch in Deutschland spielen muss.

Prof. Dr. Ulrich Blum, stellvertretender Vorsitzender der Ludwig-Erhard-Stiftung beschreibt unsere Grundüberzeugung: „Marktwirtschaften sind die beste vorstellbare Form, Risiken zu identifizieren, zu kategorisieren und zu bewältigen. Sie beruhen auf Freiheit, Verantwortung und der notwendigen Portion Egoismus, sich durch falsches Handeln nicht selbst zu schaden. Durch Ordnung erfolgt die Kanalisation in Richtung Gemeinwohl. Marktwirtschaft kann „Risiko grundsätzlich besser“ — und noch besser, wenn auch der Staat lernte, mit Risiko effizient umzugehen. Gerade die Umweltkrise verweist auf diese Überlegenheit; denn würden die echten Knappheiten durch einen globalen Rahmen vorgegeben, könnte der Markt die billigstmögliche Lösung zum Erreichen definierter Ziele über flexible Preise durchsetzen.“

Und Prof. Dr. Christoph Schmidt, lange Jahre einer der fünf Wirtschaftsweisen, markiert die Balance einer guten Ordnungspolitik in Krisenzeiten: „Die Soziale Marktwirtschaft besitzt hinreichende Bodenhaftung, um zu erkennen, dass der Staat bei Fragen von übergreifender strategischer Bedeutung gestaltend eingreifen sollte. Sie ruht allerdings ebenso fest auf der Einsicht, dass ein kompetenter Staat nicht unter dem Deckmantel des gesellschaftlichen Interesses für Einzelinteressen vereinnahmt werden darf. Ebenso sollte der Staat vermeiden, den Unternehmen ein Übermaß an Absicherung aufzuerlegen. Dort, wo Unternehmen in der Pflicht zur eigenen Absicherung sind, sollte er zudem glaubwürdig verdeutlichen, dass er im Schadensfall nicht doch Schäden übernehmen wird.“

Prof. Dr. Stefan Kolev, der gerade berufene Leiter des Ludwig-Erhard-Forums für Wirtschaft und Gesellschaft in Berlin zeigt, dass der Maßstab einer an grundlegenden gesellschaftlichen Werten wie Freiheit, Demokratie und Frieden orientierten Ordnungspolitik auch in diesen bedrohlichen Krisenzeiten ein guter Kompass bleibt „Der Wert der Sanktionen wiederum hat viel mit den Werten zu tun, welche unsere westliche Ordnung ausmachen und welche die Ukraine nun unter hohen Opfern verteidigt. Die westlichen Demokratien sind auch deswegen so fragil geworden, weil die Debatte lange ausgeblieben ist, auf welchen Werten die westliche Ordnung fußt. Aber auch hier haben die Ordoliberalen und Erhard ein wichtiges Erbe hinterlassen: die Suche nach der Ordnung der Wirtschaft als normatives Projekt.“

Soziale Marktwirtschaft ist gerade in Krisenzeiten die richtige Antwort. Viele besonders in diesen Tagen verunsicherte Menschen zweifeln daran. Wenn so kein langfristiger Schaden für alle entstehen soll, muss die Stimme Ludwig Erhards hörbar bleiben. Laut und klar, wissenschaftlich fundiert und über den Tellerrand der Aktualität hinausblickend. Ich hoffe, das Magazin “Wohlstand für Alle“ motiviert dazu.


Prof. Dr. h.c. mult. Roland Koch ist Vorsitzender der Ludwig-Erhard-Stiftung e.V.

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