Ab heute erscheint jeden Freitag der wöchentliche Kommentar ERHARD HEUTE des Vorsitzenden der Ludwig-Erhard-Stiftung Roland Koch. Lesen Sie hier den ersten Kommentar. Wenn Sie ERHARD HEUTE regelmäßig lesen möchten, können Sie die Kolumne am Ende des Beitrags abonnieren.

„Was würde Ludwig Erhard dazu sagen?“ Diese Frage wird vielen durch den Kopf gehen, wenn sie sehen, mit welcher Begeisterung heute auf staatliche Anordnungen, die Behinderung des freien Wohnungsmarktes, Staatsbeteiligungen und auf die Skepsis gegenüber privaten Investoren geschaut wird.

Man sollte immer in Erinnerung haben, dass Ludwig Erhards Verdienst für Freiheit und Wohlstand darin bestand, sich mutig über Bedenken aus vielerlei Richtung hinweggesetzt und seine wohl durchdachten Maßnahmen entschlossen umgesetzt zu haben. Nicht einmal der Alliierte Kontrollrat wollte im Juni 1948 das Ende der Zwangsbewirtschaftung und die Freigabe der Preise. Die Medizin war eher bitter denn süß und belastete viele Menschen sehr, bevor daraus letztlich das deutsche Wirtschaftswunder wurde.

In der Nutzung des Erfindergeistes und der Risikobereitschaft jedes Einzelnen bei der Schaffung von Wohlstand und sozialer Sicherheit in Freiheit sind wir Deutsche auch heute keine Weltmeister. Wir treiben junge Unternehmer wegen schlechter Finanzierungsangebote ins Ausland, unsere Bürokratie bekommt moderne Infrastruktur nicht organisiert, und die Bürger glauben ernsthaft, dass die Überlebenschance in einem staatlichen Krankenhaus höher sei als in einer Klinik in unternehmerischer Verantwortung.

Ludwig Erhard ist Streitigkeiten nie aus dem Weg gegangen und war deshalb erfolgreich. In dieser Tradition will die Ludwig-Erhard-Stiftung stehen, und ich werde in der Rolle des Vorsitzenden versuchen, die Standpunkte eines überzeugten Marktwirtschaftlers öffentlich erkennbar zu machen. Dazu dient dieser Kommentar, der alle, die daran interessiert sind, ab heute jeden Freitag erreichen wird.

Dabei soll es nicht nur um die Kritik am oft missachteten Pfad der Marktwirtschaft gehen. Es soll um neue Ideen, um die Faszination am Spiel der Marktkräfte und das Werben für die Freiräume der Kreativen gehen. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, die Soziale Marktwirtschaft gerade mit ihren Beiträgen zur ökologisch herausgeforderten Welt zum Erfolgsmodell auch des 21. Jahrhunderts zu machen.

Der Geist der von Erhard geprägten Sozialen Marktwirtschaft ist in Gefahr. Der von Ludwig Erhard 1963 gegen große Widerstände durchgesetzte Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung hat sich über die Jahrzehnte als eine zentrale Stimme der Ordnungspolitik in der Marktwirtschaft etabliert. Das ist ein großes Verdienst vieler hervorragender Wissenschaftler, die sich der Politikberatung gewidmet haben.

Genau heute geht ein unwürdiges Geschacher auf dem Rücken unseres Stiftungsmitglieds Lars Feld zu Ende. Bestanden Zweifel an seiner Expertise? Wurde er der Aufgabe des Vorsitzenden des Sachverständigenrates nicht gerecht? Das behaupten nicht einmal seine Gegner. Aber unter den fünf Wirtschaftsweisen waren die Vertreter eines ordnungspolitischen Kurses im Sinne von Ludwig Erhard, Alfred Müller-Armack oder Walter Eucken in der Mehrheit. Die mehr fiskalisch orientierte Fraktion, die Staatsverschuldung in Deutschland und Europa in der längeren Perspektive für eine geeignete Krisenreaktion hält, soll jetzt zur Mehrheit werden. Diese tragische Entwicklung wollen wir nicht kommentarlos hinnehmen.

Zu all diesen Punkten werden Sie von mir hören: sachorientiert, direkt und bereit zum Streit. Es würde mich freuen, wenn Sie mir auf den Spuren Ludwig Erhards folgen wollen.


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