Die Soziale Marktwirtschaft braucht starke Unternehmerpersönlichkeiten – sei es im jungen Start-up oder im etablierten Global Player. Doch wer will das heute noch werden? Es ist wichtig, dass Unternehmer mit ihren Chancen und auch ihren Nöten in einer Gesellschaft verstanden werden. Ansonsten entsteht eine Kluft von Unverständnis, Neid und Missgunst, mit der eine freie Gesellschaft nur schwer bestehen kann. Die Frage, wie wir Unternehmer sehen, ist daher kein Thema der Eitelkeit, sondern hat Bedeutung für die Akzeptanz unserer freiheitlichen Wirtschaftsordnung.

Schon 2018 hatte das Online-Magazin „Netzsieger“ in einer Untersuchung festgestellt, dass beim Sonntagabend-Krimi „Tatort“ seit 1970 in über 1.000 Folgen die größte Gruppe, aus der die Mörder stammen, mit 109 Fällen Unternehmer bzw. Manager sind (siehe „Alle Tatort-Folgen im Überblick“). Die Gruppe der Berufskriminellen folgt erst knapp dahinter. Die Drehbuchautoren müssen wohl über ein „spannendes“ Gesellschaftsbild verfügen.

Umso gespannter waren wir auf das Ergebnis einer Untersuchung über das Bild der Unternehmer in Kinder- und Jugendbüchern, die die Friedrich-Naumann-Stiftung gemeinsam mit der Ludwig-Erhard-Stiftung bei Wissenschaftlern der Universität Siegen in Auftrag gegeben hatte (Studie zum Download). Nun sind diese Bücher ein weites Feld, und die Analyse zeigt Licht und Schatten. Insofern sich die Autoren überhaupt auf wirtschaftliche Sachverhalte einlassen wollen, gibt es fundierte Erklärungen, die kindgerecht die Rolle des Unternehmers in Wirtschaft und Gesellschaft darstellen. Jedoch kommt die Studie zum Ergebnis: „In Kinder- und Jugendbüchern spielen ökonomische Zusammenhänge oftmals keine Rolle, auch wenn die jugendlichen Hauptfiguren reich sind. Geld ist verfügbar, es stammt aus einem gefundenen Schatz oder einer Erbschaft, aber wie solche Vermögen vormals erworben worden sind, bleibt im Dunkeln.“ Je älter die Bücher, desto weniger polemisch ist das Bild. Mark Twain war schließlich selbst Unternehmer. Aber: „In gegenwärtigen Bestsellern kommen ökonomische Sachverhalte dagegen kaum vor. Die Protagonistinnen und Protagonisten sind reich, aber niemand weiß, wie der Reichtum erworben worden ist. Unternehmerinnen und Unternehmer werden meist unsympathisch und sehr knapp dargestellt.“

„Wer die freie Unternehmerwirtschaft will und wer in der unternehmerischen Funktion etwas Wertvolles erblickt, der kann – nein, der muss deshalb auch die Marktwirtschaft mit allen ihren Risiken bejahen.“ (Ludwig Erhard, 1952)

Will man bei einem solch vermittelten Unternehmerbild wirklich Unternehmer werden? Lohnt die viele Zeit, die man als Unternehmer einbringen muss und die dann zur Ausübung von Hobbys fehlt? Wird es einem gedankt, oder wird man beschimpft? Viele von uns haben ja schon erlebt, dass bei Jugendlichen eigentlich das Arbeiten in einer Non-Profit-Organisation als moralisch wertvoller und damit attraktiver gilt. Wenn die jungen Leserinnen und Leser dann auch noch auf den dickbäuchigen Unternehmer mit Hut und Zigarre treffen, werden Vorurteile gegenüber der Sozialen Marktwirtschaft angelegt, aber auch die Zahl der zukünftigen Traumberufe verringert.

Was ist also zu tun? Die Antwort ist banal. Man muss lauter werden. Unternehmer sind Vorbilder. In der kleinen Gemeinde oder im Stadtteil kennt man seine Unternehmer, und in aller Regel werden sie sehr geachtet. Aber wie oft ist der Unternehmer in der Schule, sind sein Leben und Wirken Unterrichtsgegenstand? Das kann man ändern, sowohl durch bessere Lehrpläne als auch durch die schlichte Partnerschaft des örtlichen Gewerbevereins mit der Schule. Schülerfirmen sind ein oft lebensprägendes Erlebnis für die Teilnehmer. Sie sind anstrengend für Lehrer und Lehrerinnen, aber auch hier kann vor Ort und durch zentrale Handreichungen viel bewirkt werden.

Ohne Unternehmer, ihre Kreativität, ihre Leistungsbereitschaft, ihren Mut zum Risiko – und ohne die Steuern, die sie zahlen, und die Arbeitsplätze, die sie schaffen – gibt es keinen Wohlstand. Im günstigen Fall bekommen die Männer und Frauen, die diese Rollen übernehmen, dafür auch einen überdurchschnittlichen Lohn. Junge Bücherwürmer haben ein Anrecht darauf, dass sie auch diese Sicht der Welt kennenlernen. Wir Erwachsene müssen dafür sorgen, dass junge Menschen Unternehmer nicht – wie so oft im Fernsehen gezeigt – für Mörder halten.


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