Ich möchte Sie heute in ein Experiment mitnehmen. Dabei geht es um zwei sehr unterschiedliche Fragen: Zum einen beschäftigt mich die aktuelle Diskussion auf EU-Ebene darüber, welche Wirkung neue Subventionen als Antwort auf den großen neuen Geldtopf in den USA (genannt Inflation Reduction Act IRA) haben werden und welche Alternativen Frau von der Leyen und ihre Kommission hätten, auf andere Art für Wachstum zu sorgen. Zum anderen wollte ich als technikbegeisterter Mensch wissen, ob etwa künstliche Intelligenz bereits so weit ist, dass sie über den allgemeinen Stand der Diskussion zu einem solchen Thema etwas beitragen kann. Meine Wahl fiel auf ChatGPT – das Nonplusultra der künstlichen Intelligenz des amerikanischen Start-ups OpenAI. Von Fachleuten wird es als „generative künstliche Intelligenz“ bezeichnet. ChatGTP ist in der Lage, in verschiedenen Sprachen komplexe Fragen selbständig zu beantworten. Das System ist zurzeit jedermann zugänglich. Lesen Sie also im Folgenden meine Fragen und die vollständigen, unveränderten Antworten des mittlerweile in aller Munde befindlichen Systems „ChatGPT“ und lassen Sie sich überraschen:

Frage 1: Warum sind Subventionen schädlich für die freie Marktwirtschaft?

Subventionen können für die freie Marktwirtschaft schädlich sein, weil sie den natürlichen Wettbewerb beeinträchtigen. Wenn ein Unternehmen oder eine Branche von der Regierung subventioniert wird, erhält es einen Vorteil gegenüber anderen Unternehmen, die keine solchen Zuwendungen erhalten. Dies kann dazu führen, dass ineffiziente Unternehmen überleben, anstatt dass sich die besten und effizientesten Unternehmen auf dem Markt durchsetzen.

Außerdem kann eine Überverteilung von Ressourcen stattfinden, da das subventionierte Unternehmen einen größeren Anteil der Ressourcen erhält als es im Wettbewerb verdient hätte. Dies kann dazu führen, dass Ressourcen von anderen, vielleicht wichtigeren Bereichen abgezogen werden, was zu einer Verzerrung des Marktes führt.

Ein weiterer Nachteil von Subventionen ist, dass sie einen falschen Anreiz geben. Unternehmen können sich darauf verlassen, dass sie subventioniert werden, anstatt sich auf Effizienz und Innovation zu konzentrieren. Dies kann zu einem Nachlassen der Anstrengungen zur Verbesserung der Produktivität und Effizienz führen.

Insgesamt kann die Überlastung von Subventionen zu einer Verzerrung des Marktes, einer Überverteilung von Ressourcen und einem Nachlassen von Anreizen für Effizienz und Innovation führen. Daher ist es wichtig, dass die Regierung Subventionen sorgfältig und unter Berücksichtigung ihrer möglichen Auswirkungen auf die freie Marktwirtschaft vergibt.“ (Vollständig zitiert nach ChatGPT am 1.2.2023)

Frage 2: Welche Alternativen hat eine Regierung anstatt Subventionen, wenn sie das Wirtschaftswachstum stärken will?

„Eine Regierung hat mehrere Alternativen zur Verfügung, um das Wirtschaftswachstum zu stärken, anstatt Subventionen zu geben. Einige dieser Alternativen sind:

  1. Steueranreize: Die Regierung kann Steuervorteile für Unternehmen bereitstellen, die in bestimmte Branchen investieren oder bestimmte Arten von Arbeitsplätzen schaffen. Dies kann einen Anreiz für Unternehmen bieten, in ihr Geschäft zu investieren und Arbeitsplätze zu schaffen, was das Wirtschaftswachstum fördert.
  2. Bildung und Schulung: Eine Regierung kann in Bildungs- und Schulungsprogramme investieren, um die Fähigkeiten der Bevölkerung zu verbessern und so die Produktivität und Effizienz im Arbeitsmarkt zu steigern.
  3. Infrastrukturinvestitionen: Investitionen in Straßen, Brücken, Flughäfen und andere wichtige Infrastrukturprojekte können das Wirtschaftswachstum fördern, indem sie die Bedingungen für Unternehmen verbessern und es ihnen erleichtern, ihre Produkte und Dienstleistungen zu transportieren.
  4. Regulierungen überprüfen: Eine Regierung kann die Regulierungen überprüfen, die für Unternehmen gelten, um sicherzustellen, dass sie nicht unnötig beschränkend sind. Dies kann dazu beitragen, die Bedingungen für Unternehmen zu verbessern und das Wirtschaftswachstum zu fördern.
  5. Handelsabkommen: Eine Regierung kann Handelsabkommen abschließen, um den Zugang zu ausländischen Märkten zu erleichtern und so das Wachstum von Exportunternehmen zu fördern.

Insgesamt gibt es viele Alternativen zu Subventionen, die eine Regierung nutzen kann, um das Wirtschaftswachstum zu fördern. Es ist wichtig, die besten Optionen für jedes Land zu identifizieren und zu nutzen, um das Wachstum zu fördern und gleichzeitig den Marktwettbewerb zu erhalten.“ (Vollständig zitiert nach ChatGPT am 1.2.2023)

Aus der Sicht der Anhänger Ludwig Erhards muss man feststellen: Diese Antworten sind ziemlich richtig. Wer also mit den Mitteln künstlicher Intelligenz herausfinden will, was die Antworten mit dem größtmöglichen, von ChatGTP generierten, Konsens sind, stellt fest, dass Marktwirtschaftler damit größtenteils einverstanden sein werden.

Die zwei Lehren aus diesem Versuch

Die erste Lehre: Wir müssen die durch das neue Programm kostenlos für alle offensichtlich gewordene Möglichkeit, dass mit künstlicher Intelligenz sachliche Fragen diskutiert werden, ernst nehmen. Wir müssen erkennen, dass wir damit auf eine neue, spannende, aber auch risikoreiche Ebene des Dialogs zwischen Mensch und Maschine kommen.

Die zweite Lehre: Wachstum und Wohlstand erreicht man nicht mit aus noch so gutem Willen konstruierten Subventionen. Im Gegenteil: eine staatlich verordnete Wirtschaftslenkung ist ineffizient und verschwendet Ressourcen. Eine in Maßen und korrekt eingesetzte Besteuerung, die Förderung von Bildung, der Ausbau der Infrastruktur, gute Regulierung und internationaler Handel sind die richtigen Stichworte. Damit schaffen wir Raum für freie Entscheidungen, wir geben nicht das Geld unserer Kinder aus, und wir vermeiden die Arroganz von Bürokratien.

Die neuen Methoden sind hoffentlich ein Grund für die Regierungen in Deutschland und in ganz Europa, auf die Kräfte des Marktes zu vertrauen. Sie sollten sich vergegenwärtigen, dass das nicht nur die Meinung einer einzelnen politischen Richtung ist, sondern allgemein Gültigkeit beansprucht.


Prof. Dr. h.c. mult. Roland Koch ist Vorsitzender der Ludwig-Erhard-Stiftung e.V.

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