Am 8. Dezember 2022 hat in der Universität zu Köln die Ludwig-Erhard-Lecture 2022 stattgefunden. Nach der Begrüßung von Professor Dr. Steffen Roth, Direktor des Instituts für Wirtschaftspolitik an der Universität zu Köln, sprach Dr. Jens Weidmann, Präsident der Deutschen Bundesbank a.D. und Mitglied der Ludwig-Erhard-Stiftung, zum Thema „Geldpolitik im Spannungsfeld von Politik und Stabilität“. Professor Dr. h.c. mult. Roland Koch, Vorsitzender der Ludwig-Erhard-Stiftung und Professor Michael Krause, Ph.D., Direktor des Instituts für Wirtschaftspolitik an der Universität zu Köln, gaben Repliken. Die Veranstaltung war eine Kooperation der Ludwig-Erhard-Stiftung, des Instituts für Wirtschaftspolitik an der Universität zu Köln und der Konrad-Adenauer-Stiftung.

Jens Weidmann wies in einer Tour d’Horizon über wirtschaftstheoretisch und empirisch relevante Aspekte der Geldpolitik zunächst auf die Bedeutung des Haftungsprinzips hin, welches Walter Eucken in den „konstituierenden Prinzipien einer Wettbewerbsordnung“ formuliert hatte. Gestörte Haftungsmechanismen führten zu Fehlanreizen und gefährdeten am Ende auch die Währung, sagte der ehemalige Präsident der Deutschen Bundesbank auch mit Blick auf den Zusammenhalt der Europäischen Währungsunion, für die der Ausschluss der gegenseitigen Haftung ein zentrales Element sei.

Still und konzentriert war die Atmosphäre in der mit etwa 250 Personen besetzten Aula in der Uni Köln, als Weidmann unter anderem über die zunehmende Unsicherheit angesichts der großen Herausforderungen in der Energie- und Klimapolitik, beim demographischen Wandel und der global-strategischen Veränderungen sprach. Angesichts dieser Prozesse würde die Modellunsicherheit noch weiter zunehmen – ein Hinweis darauf, dass Modelle die komplexe Wirklichkeit möglicherweise nur verengt und unzureichend abbilden können. Er warnte unter den gegebenen Umständen vor Aktionismus. Dieser sei gerade bei steigender Unsicherheit fehl am Platz. Die Lage sei vergleichbar mit der Fortbewegung in einem dunklen Raum: Es sei besser sich tastend voranzubewegen als mit zu vielen raschen Einzelschritten.

Weidmann warnte auch davor, dass die Fiskalpolitik Dominanz über die Geldpolitik erlangen könne. Er sprach in diesem Zusammenhang klar aus, dass das Mandat der Europäischen Zentralbank, nämlich für Geldwertstabilität zu sorgen, beachtet werden müsse – Entscheidungen der Zentralbank im Politikfeld „Klima“ hingegen seien nicht demokratisch legitimiert und gehörten nicht zu ihren Aufgaben.

Der Vorsitzende der Ludwig-Erhard-Stiftung, Professor Roland Koch, wies in seiner Replik darauf hin, dass Handlungsspielräume einer marktwirtschaftlichen Politik, die auf Kreativität und Erfindungsreichtum setze, nicht durch Gerichtsentscheidungen und Bürokratie eingeengt werden dürften. Technologieoffenheit sei gefordert, da man nicht heute schon Technologien und Lösungen für eine Zeit fordern könne, deren technische Möglichkeiten wir noch gar nicht kennen.

Professor Michael Krause, Direktor des Instituts für Wirtschaftspolitik, unterstrich in seiner Replik die Bedeutung einer klaren Kommunikation der EZB-Politik. Diese sei nötig, um die Erwartungen der Marktteilnehmer hinsichtlich des Inflationsziels zu verankern und so zu stabilisieren – was natürlich auch entsprechende Taten der EZB erfordere. In der Vergangenheit sei die EZB zu sehr auf Sicht gefahren, mit der Folge nun zu unnötig scharfen Reaktionen gezwungen zu sein.

Die Ludwig-Erhard-Stiftung dankt an dieser Stelle noch einmal allen beteiligten Personen und Institutionen für eine gelungene Ludwig-Erhard-Lecture im Jahr des 125. Geburtstags von Ludwig Erhard. Beim Kölsch-Empfang im Anschluss an die Veranstaltung fand generationenübergreifend und in geselliger Stimmung noch ein Austausch zwischen den Teilnehmern statt, bei dem mancher von persönlichen Bindungen über und in der Universität zu Köln zu berichten wusste.

Berthold Barth ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Ludwig-Erhard-Stiftung.

Fotos

© Institut für Wirtschaftspolitik und Ludwig-Erhard-Stiftung

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